CHARLOTTE KLINGHOFFER
Meine Gedanken für die Zukunft
Meine Gedanken für die Zukunft
Empathie, Menschlichkeit und Nähe waren für mich stets elementare Bestandteile eines funktionierenden Miteinanders. Gleichzeitig steckt in mir der unbedingte Wunsch nach Perfektion und Qualität. Beide Seiten meiner Persönlichkeit konnte ich von Beginn an in meinen Beruf als Bestatterin einbringen. Schnell war mir klar: Das ist kein Beruf, das ist Berufung für mich. In den Anfangsjahren musste ich mit meiner geradezu revolutionären Herangehensweise an die Themen Sterben, Abschied und Bestattung gegen zahlreiche Widerstände innerhalb der Bestatterbranche kämpfen. Doch der Zuspruch der Angehörigen bestätigte mich in meinen Ideen und Angeboten. Mit den wachsenden wirtschaftlichen Möglichkeiten gelang die Expansion. Die Idee „Ihr Bestatter vor Ort“ sollte über viele Jahre den Erfolg tragen. Ich wollte ganz nah dran sein – bei den Menschen, deren Sorgen, die Nöte und Ängste annehmen und ihnen beistehen. Maximal 5 km sollte der Weg zu einem meiner Bestattungshäuser sein. Kein Angehöriger sollte es im Trauerfall weiter haben. Parken vor dem Haus war selbstverständlich, denn ich wusste, wie schwer lange Wege sein können. Innerhalb der ersten 10 Jahre nach Unternehmensgründung – also von 1999 bis 2009 – begannen die großen Veränderungen in der Bestattungskultur, die noch heute anhalten und die Branche verändern. Stand früher die Erdbestattung im Mittelpunkt, so entschieden sich die Verstorbenen noch zu Lebzeiten vermehrt für eine Feuerbestattung. Auch Angehörige kamen mit diesem Wunsch verstärkt auf mich zu. Mit diesem Wandel veränderten sich auch die Trauerfeiern. Der Zuzug von Menschen aus anderen Kulturkreisen brachte die offene Aufbahrung und das Abschiednehmen am offenen Sarg zurück. Mittels der Totenversorgung – Thanatopraxie – war diese auch nach z.B. schwerer Krankheit wieder möglich. Auch das Einbalsamieren wurde ein wichtiges Thema. Ich entschied mich zu einer personellen Professionalisierung und investierte in die Ausbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, konnte ausgewiesene Experten davon überzeugen, in meinem Betrieb ihre berufliche Erfüllung zu finden. Heute sind wir z.B. im Bereich der Thanatopraxie im gesamten deutschsprachigen Raum (Schweiz, Österreich und Luxemburg) das Ausbildungszentrum. Eine externe Zertifizierung der Arbeitsabläufe und Qualitätsstandards war logische Konsequenz. Bereits im Jahre 2009 gelang es uns als erstes Institut im mittleren Neckar das Qualitätssiegel zu erlangen.
Weitere Unternehmensakquisitionen waren notwendig geworden, denn um einen derartigen Standard zu halten, bedarf es eines kongruenten Marktanteils. ABSCHIED-NEHMEN, ehem. Bestattungen Schroft, und GOLDING Bestattungen konnten übernommen werden und sind heute Teil der Markenwelt der Charlotte Klinghoffer GmbH mit Sitz in Backnang. Bei allem wirtschaftlichen Erfolg war mir immer wichtig: Ich wollte das Bestattungswesen neu definieren. Der Tod eines Angehörigen ist ein schmerzhafter Verlust. Doch die Art des Abschiednehmens ist Teil der Trauerarbeit und hilft uns, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Mit Beginn der 2000er Jahre begann die Phase der Individualisierung der Bestattung. Jeder Mensch ist einzigartig. Dies wollten Angehörige in die Ausgestaltung der Trauerfeier mit einfließen lassen. Gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schafften wir Möglichkeiten, dem Wunsch nach einer einzigartigen, ganz individuellen Trauerfeier zu entsprechen. Musikalische Begleitung bis hin zur Opernsängerin, Motorradkonvoi hinter den Sargträgern, Sarg- oder Urnentransport mit einer Pferdekutsche, die letzte Fahrt im LKW, die Geige oder ein sonstiger persönlicher Gegenstand in einer Dekoration eingearbeitet, Trauerfeiern in Stadthallen für namhafte Unternehmer, eine „Lebensfeier“, Videoproduktionen, etc.. Wir konnten und können nahezu jedem Wunsch gerecht werden, um den/die Verstorbene/n zu ehren und die Lebensleistung zu würdigen. Der Beratungsansatz gewann immer mehr an Bedeutung. Unsere Bestattungshäuser mauserten sich zur 1. Adresse für Menschen mit Anspruch. Da ich stets das Ziel verfolgte, würdevolle Bestattungen für jedes Budget zu ermöglichen, hatten wir stets einen Blick auf die Kostenentwicklung und Preistransparenz. Uns war und ist es immer wichtig, die Kosten der Bestattung bereits bei der Beauftragung im Detail darzulegen. Denn Fairness ist für mich, Charlotte Klinghoffer, Teil von Menschlichkeit und gegenseitigem Respekt.
Das Stammhaus Backnang, Aspacher Straße 70, kam hinsichtlich der Gebäudesubstanz sowie dem Platz- und Parkangebot an seine Grenzen. Doch wie damit umgehen? Durch einen glücklichen Zufall – den Kauf einer Küche – kam ich in Kontakt mit Kurt und Ilona Noller, den Inhabern des gleichnamigen Möbelhauses in der Sulzbacher Straße 99 in Backnang. Wir waren uns schnell einig, dass das Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden und nicht einer Neubebauung Platz machen sollte. Die Planungen zum Umbau in ein Abschiedshaus begannen. Einzigartig sollte es in Form und Angebot werden, das war mein erklärtes Ziel. Ich hatte alles bereits im Kopf, mit Bleistift skizzierte ich meine Pläne. Innerhalb nur eines Jahres entstand in Backnang das größte Bestattungshaus in Deutschland, mit unterschiedlichen Abschiedsräumen in puncto Größe und Design. Bis zu 238 Personen können einer Trauerfeier beiwohnen, dank Live-Streaming können Angehörige auf der ganzen Welt teilnehmen. Im Anschluss steht ein Trauercafé für bis zu 104 Personen gratis zur Verfügung. Sollte es notwendig sein, kann die Urne in unserem hauseigenen Übergangskolumbarium bis zur späteren Beisetzung verwahrt und besucht werden. Wichtig war mir, dass die Wünsche der Verstorbenen oder deren Angehörigen hinsichtlich einer individuellen Bestattung und der Ausgestaltung der Abschiedsfeier in den neuen Räumlichkeiten vollumfänglich erfüllt werden können. Ich fasse das immer so zusammen: Wir sind das Abschiedshaus der Möglichkeiten – ohne Mehrkosten für Sie. Träume leben und Träume weitergeben …
Nach 25 Jahren Tätigkeit als Bestatterin bin ich glücklich und dankbar, meinen Beitrag zur Weiterentwicklung des Bestattungswesens in Deutschland geleistet zu haben. Wichtig waren mir mehr Transparenz, mehr Qualität, mehr Empathie im Umgang mit den Angehörigen und nicht zuletzt ein zeitgemäßes Dienstleistungsangebot. In den kommenden Jahren möchte ich mich vor allem um den Nachwuchs und die Ausbildungsmöglichkeiten bemühen. Ebenso mache ich mich stark für einen Studiengang Bestattungswesen. Ich bin der Überzeugung, dass die tägliche Arbeit eines professionellen Bestattungsunternehmens in vielen Bereichen schon akademisches Niveau erreicht hat. Dem sollten wir gerecht werden. Mit dem Schritt an die Hochschule heben wir das Thema Tod und Bestattung ebenso in einen gesellschaftlichen Diskurs und in die Mitte der Gesellschaft, wo sie hingehören.
Denn eines ist gewiss: Wie kein anderes Thema, betrifft das jeden von uns.